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Titelgeschichte: Tina Uhländer vom „Halterner Streunerprojekt“ feiert Jubiläum

25 Jahre aktiver Tierschutz

In Haltern am See ist sie bekannt wie „ein bunter Hund“ – aber ihre Mission sind nicht Hunde. Es sind die Streunerkatzen der Seestadt!

Seit 25 Jahren ist die 47-jährige Tina Uhländer aktiv im Tierschutz engagiert und seit 2011 kümmert sie sich privat um verwilderte Katzen. Der Name ihres Projekts ist Programm: „Halterner Streunerprojekt by Tina“.

Wir wollen den Menschen Tina hinter dem Projekt kennenlernen: Wie tickt Tina? Uns hat sie erzählt, dass Ihr Tierschutzengagement mit einer Jugendsünde begann und seitdem – mit allen Höhen und Tiefen – ihren Lebensweg bestimmt. Sie plaudert über Tierschutz-Burnout, ihre Zusammenarbeit mit der Stadt Haltern und sie lässt uns teilhaben an einem typischen Tina-Tag.

Eine Jugendsünde zeichnete ihren Lebensweg

Wer mit Halterns „Catwoman“ Tina Uhländer ins Gespräch kommt, lernt eine charmante, humorvolle und energiegeladene Frau kennen. Ein Momentum in ihrer Jugend brachte sie zum Tierschutz:

„Vor 25 Jahren gab es eine Jugendsünde, und per richterlichen Beschluss wurde ich dazu verdonnert, 80 Sozialstunden im Tierschutz zu leisten – was ich auch tat. Und siehe da, ich bin immer noch dabei!“

Über diese Sozialstunden hat die gebürtige Marlerin, die heute in Flaesheim lebt, ihre Tierliebe entdeckt. Sie führte zunächst viele Jahre für verschiedene internationale Tierschutzorganisationen Vor- und Nachkontrollen bei Familien durch, die einen Hund oder eine Katze adoptieren wollten.

So kam Tina auf die Katze

Ihr Umzug nach Haltern vor gut 20 Jahren brachte nochmals die Wende: „Ich wurde damals angesprochen, ob ich eine Idee hätte, die Katzenvermehrung in Lippramsdorf einzudämmen. Da es hier vor Ort kein Tierheim gab und die Stadt Haltern sich damals nicht verantwortlich fühlte, habe ich mich privat voll reingehängt und kümmere mich seitdem um die freilebenden Seestadt-Katzen.“

Misstrauischer Blick hinter Gitterstäben: Eine verwilderte Katze im „Seestadtkatzen-Domizil“ – Tina Uhländers Schutzprojekt bietet Sicherheit, Versorgung und eine zweite Chance. Fotos: Silvia Bruderek und Frank Schürmann.

§11 Sachkundenachweis

Wer allerdings beruflich mit Hunden oder Katzen arbeiten möchte, benötigt laut Paragraph 11 des Tierschutzgesetzes die entsprechende Sachkunde und notwendige Kenntnis im Umgang mit Katzen – auch hier hat sich Tina Uhländer reingehängt und die anspruchsvolle Prüfung beim Veterinärsamt bestanden.

Unermüdlich im Einsatz – nehmen Sie das wörtlich!

Ihre Einsätze für die Streunerkatzen sind harte Arbeit – nichts für Zartbesaitete, Couchpotatos und Langschläfer: Sicherung von Totfunden, d.h. verunfallten Katzen, die Tina liebevoll „Engelsfunde“ nennt, Einfangen und Aufpäppeln von kranken, verletzten wie auch unkastrierten Wildkatzen – Bissverletzungen gehören zur Mission, Bau von wetterfesten Hütten, Tierarztbesuche zwecks Kastration und Chippen sowie Betreuung von Katzenfutterstellen.

Tina Uhländer in ihrem „Seestadtkatzen-Domizil“: Hier versorgt sie verwilderte Katzen mit Futter, Pflege und einem sicheren Rückzugsort – oft rund um die Uhr im Einsatz. Foto: Silvia Bruderek und Frank Schürmann

Nach der Kastration werden die in der Natur lebenden Katzen wieder ausgesetzt. Für das alles ist die Tierschützerin 24/7 im Einsatz. Zu fast jeder Tages- und Nachtzeit erhält die „Streunermutter“ Nachrichten.

Ihr Tag beginnt um 4:15 Uhr früh: Sie versorgt zunächst ihre eigenen Stubentiger, fährt zu ihrer Arbeitsstätte nach Dorsten, wo sie in der Finanzabteilung eines Sicherheitsunternehmens arbeitet. Zeitweise pendelt sie in ihren Arbeitspausen zwischen ihrem „Seestadtkatzen-Domizil“ und ihrem Arbeitsplatz. „Ein 20 Stunden Tag ist normal. Für Notfälle bin ich rund um die Uhr erreichbar. Ohne einen toleranten Arbeitgeber könnte ich die Rundumbetreuung nicht gewährleisten“, erzählt die Katzenschützerin.

Zwangspause wegen „Tierschutz-Burnout“

15 lange Jahre hat Tina Uhländer ihr Katzenstreuner-Projekt privat, allein und auf eigene Kosten gestemmt – bis sie nicht mehr konnte. Sie erinnert sich: „Diese intensiven und anstrengenden Jahre haben Spuren bei mir hinterlassen. Zudem konnte ich die fünfstellige Summe, die ich jährlich für meine Tierschutz-Arbeit brauche, nicht mehr aufbringen. Im Jahr 2022 bin ich am Tierschutz-Burnout erkrankt und habe eine Zwangspause einlegen müssen.“

Ihre Symptome waren typisch für ein Burnout: u.a. mentale und körperliche Erschöpfung wie auch Lustlosigkeit. „Und dann bin ich eines morgens einfach umgekippt!“. Ein Schlüsselmoment, der alles ins Wanken brachte.

„Tinas Comeback“: Zusammenarbeit mit der Stadt Haltern am See

Während ihrer unfreiwilligen Auszeit von knapp anderthalb Jahren gab es keinen Ersatz für Uhländers wertvolle Arbeit – das ist auch der Stadt Haltern am See, die nach wie vor mit dem Streuner-Problem konfrontiert war, aufgefallen. Aus gutem Grund ist Bürgermeister Andreas Stegemann vor anderthalb Jahren an Tina Uhländer herangetreten und hat ihr Unterstützung angeboten.

„Seestadtkatzen-Domizil“

Vor knapp 15 Monaten hat Tina Uhländer das „Seestadtkatzen-Domizil“ eröffnet, das in Zusammenarbeit mit der Stadt entstanden ist. Seitdem hat sie ca. 130 Katzen eingefangen und rundum versorgt. Aktuell beherbergt sie Katzen und ihre Kitten, sie fährt 3-Mal am Tag zum Domizil, um die Tiere zu versorgen.

„Ohne Spenden läuft es nicht!“

Mittlerweile ist sie rechtlich angeschlossen an den Verein „Aktive Tierhilfe Marl Haltern“, der neben dem „Halterner Streunerprojekt by Tina“ auch den Katzengnadenhof in Lippramsdorf als Projekt unterstützt – alle Aktivitäten sind über Spenden finanziert und die Projekte sind auf Sach- und Geldzuwendungen angewiesen. „Die Kosten für die Kastration und das Chippen von Streuner- und Bauernhofkatzen übernimmt der Kreis Recklinghausen – andere Ausgaben muss ich privat finanzieren – und das geht ins Geld.“

Was Tina sich wünscht!

Würde die gute Fee bei „unserer Katzenschutzaktivistin“ anklopfen und sie hätte zu ihrem 25-jährigen Jubiläum drei Wünsche frei, würde sie diese so formulieren:

  • Erstens: Halter von Freigängern sollen die seit 2023 kreisweit geltende Katzenschutzverordnung ernst nehmen und ihre Samtpfoten kastrieren lassen – nur so kann die Katzenpopulation und das damit verbundene Leid eingedämmt werden.
  • Zweitens: Neben der Kastration ist das Chippen und das anschließende Registrieren, z.B. beim Haustierregister TASSO, enorm wichtig, um entlaufene Katzen zuordnen zu können.
  • Drittens: Mehr junge Menschen im Ehrenamt – insbesondere im Tierschutz. Wer beim Streunerprojekt oder dem Katzengnadenhof anpacken möchte, darf sich gerne bei Tina oder der „Aktiven Tierhilfe Marl Haltern“ melden!

Podcast mit Tina und Frank

Die Jubilarin Tina Uhländer hat aber noch mehr zu erzählen – wer neugierig ist, und wissen will, was Kater Paule mit ihrer Hand angestellt hat und warum die Zusammenarbeit mit den Halterner Landwirten so wichtig ist, schaut bzw. hört sich den Podcast an, den Frank Schürmann von der Lokalust mit ihr aufgenommen hat. www.streuner-haltern.de

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