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Thomas Schöttler: Ein Leben zwischen Himmel und Erde

Von Beate Mertmann

„Alle haben gesagt, dass es nicht geht. Und dann kam einer – und hat es einfach gemacht.“

Dieser Satz beschreibt das Lebensmotto von Thomas Schöttler treffend. Der 64-Jährige ist kein Mann der Angst, sondern der Tat. So hat er sich selbst ein Ultraleichtflugzeug gebaut und fliegt damit, wohin er will. Dass er dabei auch schon eine Bruchlandung erlebt hat, schreckt ihn nicht ab – doch dazu später mehr.

Schon als kleiner Junge stand er am Zaun des Flugplatzes Marl-Loemühle und beobachtete fasziniert die startenden und landenden Flugzeuge. „Fliegen will ich auch“, stand für ihn fest. Sein Interesse hielt an, während seiner Zeit bei der Bundeswehr verstärkte es sich weiter. Obwohl die Bundeswehr ihm eine Pilotenausbildung finanziert hätte, entschied er sich dagegen, da dies eine Verpflichtung als Berufssoldat bedeutet hätte. Stattdessen studierte er Biologie und Geographie fürs Lehramt in Bochum.

Doch als Lehrer arbeitete er nie. Stattdessen wurde er von der Tourismusbranche abgeworben und war 15 Jahre als Logistiker für das Norwegische Fremdenverkehrsamt tätig. 160 Tage im Jahr reiste er um die Welt zu Messen. Danach machte er sich als Immobilienverwalter selbstständig. Sein Lebensmittelpunkt verlagerte sich von Waltrop über Essen in die grüne Umgebung von Sythen, wo sein Vater einst ein Wochenendhaus besaß. Die Nähe zum Flugplatz Borkenberge machte es ihm leicht, seinen Traum zu verwirklichen.

1990 absolvierte er seine Pilotenausbildung und kaufte später sein eigenes Schulflugzeug, eine Cessna. Heute ist er Vorsitzender des Luftsportclubs (LSC) Recklinghausen e.V., in dem seine Frau Elke als Kassiererin tätig ist. Wann immer es geht, gehen die beiden gemeinsam in die Luft.

In Eigenarbeit baut der LSC Recklinghausen gerade einen neuen Motor in sein Ausbildungsflugzeug ein – hier im Bild Thomas Schöttler bei der sorgfältigen Montage. Foto: Privat

Vom Traum zur Bruchlandung

Mit der Zeit wurden Ultraleichtflugzeuge immer besser: schneller, sparsamer und technisch moderner als die Cessna, die in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Zudem sind die Wartungsvorschriften weniger streng. Fasziniert von den neuen Möglichkeiten kaufte sich Thomas Schöttler ein Ultraleichtflugzeug.

Doch 2014 passierte es: Während eines Flugs über das niederländische Wattenmeer fiel plötzlich der Motor aus. Eine heikle Situation, doch Schöttler blieb ruhig. Gemeinsam mit seiner Frau Elke segelte er zwei Kilometer durch die Luft, bis sie eine vermeintlich ideale Landefläche fanden. Erst in letzter Sekunde stellte sich heraus: Es war kein sanftes Feld, sondern ein Kartoffelacker mit tiefen Furchen. „Schnall die Gurte noch fester, das wird rumpeln“, warnte Thomas seine Frau. Und es rumpelte ordentlich. Doch glücklicherweise blieben beide unverletzt.

Mit Hilfe von Bauern und Erntehelfern wurden die Wrackteile in eine Scheune transportiert. Zuhause machte sich Schöttler daran, seinen Flieger selbst zu reparieren. Drei Monate später hob er wieder ab – mit seiner Frau an seiner Seite.

Vom Fliegen zum Flugzeugbau

Nach der erfolgreichen Reparatur stellte sich Thomas Schöttler eine neue Herausforderung: „Wenn ich das kann, kann ich mir auch ein eigenes Ultraleichtflugzeug bauen.“ 2016 bestellte er einen Bausatz für eine Savannah S.

Die selbstgebaute Savannah S von Thomas Schöttler in Aktion – ein Ultraleichtflugzeug, das mit Präzision und Leidenschaft in seiner Garage entstand. Foto: Privat

Was er erhielt, war ein Stapel glatter Bleche, Einzelteile aus Aluminium und 15.000 Nieten. In seiner Garage in Sythen setzte er die Teile zusammen, bog Bleche, spannte sie um das Gerippe und baute den Motor ein. Den ersten Testlauf des Motors sicherte er vorsichtshalber, indem er den halbfertigen Flieger an seinem Auto festband. Denn Sicherheit geht vor.

Natürlich kann nicht einfach jeder ein Flugzeug bauen und starten. Luftfahrtprüfer überwachten den Bau und kontrollierten, ob alles nach Vorschrift lief. Neun Monate nach Baubeginn war der Flieger fertig. Auf dem Flugplatz Borkenberge setzte er die Teile zusammen – und das 299 Kilogramm schwere Flugzeug war bereit für seinen Jungfernflug. Selbstverständlich mit Ehefrau Elke als Copilotin. Denn sie weiß: „Fliegen ist ohne Motor möglich. Aber nicht ohne Wissen und Können.“ Und ihr Mann kann’s.

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