Dem ein oder anderen Halterner sind sicherlich bereits die Spendenaktionen von „Haltern hilft. Sudan“ aufgefallen. Eine Idee, die Ostern 2025 von St. Sixtus-Pfarrer Michael Ostholthoff ins Leben gerufen wurde.
„Im Frühjahr dieses Jahres hat mir eine Entwicklungshelferin, die in Ostafrika tätig war, über die Situation im Sudan erzählt. Gerade die USA – mit Donald Trump an der Spitze – haben von heute auf morgen ihre Hilfen zum großen Teil beendet. Jahrelang konnte der Sudan auf die westliche Unterstützung setzen. Diese Hilfen sind nun nahezu komplett weggebrochen. Was in Ostafrika gerade passiert, ist eine humanitäre Katastrophe.“, so der Halterner Pfarrer.
Die aktuell weltgrößte humanitäre Katastrophe
Die Hilfsgüter vor Ort wurden regelmäßig über den nationalen Hafen des afrikanischen Landes angeliefert. War ein Schiff entladen, wusste man, dass bereits das nächste Schiff unterwegs ist. Das ist nun vorbei – es legen keine Schiffe mehr mit den lebenswichtigen Hilfsgütern an.
„Als Christen haben wir eine Verantwortung. Wir können hier nicht das Oster-Halleluja singen und gleichzeitig verhungern hunderttausende Menschen. Das ist aktuell die Größte humanitäre Katastrophe dieser Welt. Mit dem Problem, dass Westeuropa und Amerika kaum Notiz davon nehmen.“, so Ostholthoff.
In der Osternacht hat der Halterner Pfarrer zum ersten Mal über den Sudan berichtet und zu einer Kollekte für die Menschen dort aufgerufen. Der Aufruf des Halterner Pfarrers traf die Herzen der Menschen und bereits am Osterwochenende kamen fast 5.000 € für das Projekt zusammen.
Warum hierzulande – insbesondere im Frühjahr – in den Medien kaum Notiz von den Problemen im Sudan genommen wurde, ist Pfarrer Ostholthoff ein Rätsel: „Der Sudan grenzt direkt an Ägypten – ist also ist nicht völlig aus der Welt. In Haltern selbst gibt es übrigens nur einen Sudanesen. Aktuell stehen viele Konfliktherde auf der Welt im Medienfokus.
Natürlich ist es auch woanders schlimm. Die Halterner möchten keinesfalls das eine Krisengebiet gegen das andere ausspielen: Gaza und Ukraine haben unsere Gesellschaft natürlich schon stark in den Bann genommen. Vielleicht macht sich dadurch auch langsam eine gewisse Krisen-Müdigkeit in der Bevölkerung breit.“.
Haltern hilft
Mit den ersten Spendenerfolgen gab man sich nicht zufrieden: Es kam schließlich zur Gründung des Netzwerkes ‚Haltern hilft.‘. „Unter diesem Titel kann sich jeder stellen. Aktuell haben wir den Fokus auf dem Sudan. Danach schauen wir weiter und ‚Haltern hilft.‘ kann dann auch einem anderen wohltätigen Zweck gewidmet werden. Erste Ideen für die Zukunft des Projektes haben wir schon gesammelt.“, so der Halterner Pfarrer.
Doch bis dahin gilt: „alle Kräfte für den Sudan“. Und nach diesem Motto hat die Hilfsaktion bereits Fahrt aufgenommen und zahlreiche Unterstützer gefunden. Seit Mai wurden über 130.000 Euro gesammelt. Das Thema Sudan ist in Haltern angekommen. Und zwar weit über den kirchlichen Bereich heraus. Es gab viele kreative Ideen, um Geld in der Bevölkerung zu sammeln.
Das Sunset Beach Festival am Strandbad war quasi die Kickoff-Veranstaltung. Engagierte Helfer sammelten mit „Haltern hilft. Sudan“-T-Shirts bekleidet Pfandbecher. „Wir sind jeden Abend durch den Sand am Seebad gestapft. Die Akzeptanz war groß. Insbesondere haben junge Menschen bereitwillig gespendet. Wir haben an den drei Festival-Tagen 3.800 € sammeln können.“, so die St. Sixtus-Projektleiterin Gerburgis Sommer.
Der passionierte Halterner Radfahrer Matthias Garsche ist für den guten Zweck von Haltern bis nach Rom geradelt. Als Pilgertour hat er so Geld pro gefahrenen Kilometer für die Aktion gesammelt. Bürgermeister Andreas Stegemann, Landrat Bodo Klimpel, Alt-Bischoff Felix Genn und Ministerpräsident Hendrik Wüst haben u.a. mitgespendet. Ein anonymer Spitzensponsor gab sogar 1 € pro gefahrenen KM. Bei einer Strecke von 1.700 KM bis nach Rom war das immerhin eine Einzelspende von 1.700 € für die Sudanhilfe.
„Besonders berühren uns Aktionen, wo wir im Vorfeld gar nichts von wussten: z.B. Geburtstagsfeiern, bei denen bis zu 600 € gesammelt wurden. Auch bei einer Beerdigung hat die Witwe für den Sudan gesammelt. Sie sagte, dass es im Sinne ihres verstorbenen Mannes sei. Allein dabei kamen fast 4.000 € zusammen. Das Geld wird bestmöglich angelegt: im Leben von Menschen, die vor dem Tod bedroht sind.“, berichtet Ostholthoff.
Nicht entmutigen lassen: „Mund abputzen und weiter!“
Doch es gibt nicht nur positives Feedback. „Manchmal werden wir auch schräg für unsere Hilfsaktion angeguckt – nach dem Motto, warum Menschen im Sudan helfen? Es gibt doch auch Menschen in Haltern, die arm sind. Warum wird das Geld nach Afrika geschickt? – Da darf man sich auch nicht entmutigen lassen. Unser Spruch war immer: Mund abputzen und weiter. Natürlich helfen wir als Pfarrgemeinde auch hier vor Ort. Im Sudan können die Menschen allerdings nicht mehr leben und überleben – das kann man nicht vergleichen. Sie haben einfach nichts zu essen.“, berichtet Michael Ostholthoff.
Vor Ort im Sudan gibt es nichts mehr. Die Halterner Hilfen werden vielseitig verwendet. Zum Beispiel für die direkte Hilfe des größten Flüchtlingskamps in Afrika mit rund eine Million hungernden Menschen. Selbst dieses Camp wurde noch gebrandschatzt. Dort wird das Lebensnotwendigste gebraucht. Zum Beispiel Nahrung für Neugeborene. „Es geht darum, möglichst viele Menschen zu retten.“, so der Halterner Pfarrer.
Spenden kommen trotz Krieg an
Besonders wichtig ist der Projektkoordinatorin Geburgis Sommer, dass die Hilfen auch direkt bei den Menschen im Sudan ankommen. Das ist in einem Kriegsgebiet nicht immer einfach. Ein grausamer Krieg, Elend und Hunger prägen aktuell das Land. Kontakte in den Sudan sind schwierig. Als kompetenter Kooperationspartner konnte die Welt-Hungerhilfe gewonnen werden.
„Die Welthungerhilfe hat eine große Expertise und kooperiert mit Sudanesen vor Ort. Es war uns wichtig mit einer Organisation zu arbeiten, die noch selbst im Sudan präsent ist. Natürlich setzen sich Helfer vor Ort den Gefahren des Bürgerkrieges aus. Aber uns war wichtig, dass die Spenden dort ankommen, wo sie am nötigsten gebraucht werden. Die Zerstörungswut der Kriegsparteien ist groß. Natürlich gibt es in einem Kriegsgebiet auch Chaos: Vor einem Monat wurde z.B. ein Hilfstrack von ‚Ärzte ohne Grenzen‘ überfallen. Dabei sind Hilfsgüter im Wert von einigen hunderttausend Euro verbrannt worden. So ein Risiko geht man ein – trotzdem können wir nicht aus unserer Verantwortung heraus.“, so erläutert Pfarrer Ostholthoff die Risiken des Projektes.
Auch mit ‚Ärzte ohne Grenzen‘ kooperieren die Halterner und pflegen einen direkten Kontakt zu der Organisation.
Halterner Aktionen für den Sudan
Um das Sudan-Projekt weiterhin unterstützen zu können, hat man noch verschiedene Aktionen bis Januar 2026 geplant: u.a. ein Stand beim Sternenzauber in der Rekumer Str. (02. bis 07. Dezember) und eine Kinovorführung der preisgekrönten Friedensfilm-Doku „Khartoum“ im Lea-Drüppel-Theater (07.12.).
Zudem ist eine Fotoausstellung zu dem Thema in Planung: „Wir wollen mit der renommierten österreichischen Fotografin Helena Lea Manhartsberger, die u.a. für Geo und Financial Times fotografiert hat, eine Fotoausstellung zum Sudan realisieren.“, verrät die Halterner Projektkoordinatorin Geburgis Sommer.
Obwohl „Haltern hilft.“ im Januar 2026 ein anderes Hilfsprojekt in den Mittelpunkt stellen wird, macht sich Pfarrer Ostholthoff Gedanken, wie man die Unterstützung des Sudans auch nach dem Stichtag weiterführen kann. „Wir würden uns wünschen, dass man die Kriegsparteien an einem Tisch bekommt und dieser nicht weiter auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen wird. Wir überlegen natürlich, was man über den Januar 2026 hinaus noch für den Sudan tun kann. Vielleicht lässt sich eine Art Patenschaft-Konzept etablieren.“, so Ostholthoff zu der Zukunft der Halterner Sudanhilfe.
Sie wollen die Aktion mit einer Spende unterstützen:
Spendenkonto:
Pfarrei St. Sixtus
Verwendungszweck: Sudan
IBAN: DE82 4015 4530 0000 0287 46











