Das Heimatfest in Haltern ist bereits mehr als eine feste Institution. Ursprünglich gedacht als Fest für die eigenen Bürger und verzogene ehemalige Bürger ist es mittlerweile auch ein Magnet für Touristen aus dem nahen Umkreis.
Erstmals dokumentiert ist das Heimatfest in einem Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1949. Unter dem Titel „Unser Bildbericht vom ersten Halterner Heimat-Fest“ wurde ein kurzer Bericht mit drei Fotos veröffentlicht. Dort ist die Rede von einem Nachbarschaftstreffen in einem Zelt, guter Stimmung und dem geschmückten Rathaus, welches sich gerade in den letzten Zügen des Wiederaufbaus nach den erheblichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg befand.
Das jetzige Heimatfest, in Form eines Stadtfestes wie wir es heute kennen, wurde Ende der 70er-Jahre / Anfang der 80er-Jahre ins Leben gerufen. Werner Wiens, der damals mit zu den Initiatoren gehörte, erinnert sich: „Das erste Heimatfest hat irgendwo zwischen 1978 und 1980 stattgefunden. Damals noch in einem zweijährigen Rhythmus. Meine Idee war dann, es doch jährlich stattfinden zu lassen. Das war reine Bequemlichkeit, denn die Organisation war so einfacher, da man die Schausteller so direkt wieder für das Folgejahr buchen konnte.“
Werner Wiens, der damalige Filialleiter der Stadtsparkasse an der Rekumer Straße, war es auch, der mit einem Bauchbeutel losging und persönlich die Standgebühren eintrieb.
Kurz nach dem Start des ersten Heimatfestes kam auch der damalige neue Büchereileiter Bernd Köster mit ins Team: „Mir war der Heimatbezug und insbesondere das Einbinden der Vereine damals wichtig. Jeder Verein, der einen Stand haben wollte, musste sich auch in die Organisation des Festes mit einbringen. Damals stand jedes Heimatfest noch unter einem Motto. Zum Beispiel ‚Haltern im Mittelalter‘, ‚Haltern und der Essener Überfall‘ oder ‚Haltern und die Hanse‘.“
Die ersten Heimatfeste beschränkten sich auf die Rekumer Straße und den Marktplatz. Wenige kleine Karussells, einige kleine Süßigkeiten- und Imbissbuden und Stände von Vereinen dominierten das Bild. „Bierstände! Die Leute wollten damals vor allen Dingen viele Bierstände.“, so erzählt Werner Wiens mit einem Lächeln im Gesicht von den Anfängen. „1982 waren es vielleicht 10 Stände – einer davon von der Stadtbücherei.
Wir hatten immer einen ganz wichtigen Bierstand. Das war der sogenannte ‚Ratsherren-Bierstand‘ direkt am Rathaus. Dort verkauften die Ratsherren Bier, um das nächste Fest zu finanzieren. Jedoch haben die Ratsherren das Bier immer einfach kostenlos an ihre Parteifreunde abgegeben und am Stand blieb an Einnahmen kaum etwas übrig – wir haben den Ratsherren-Bierstand dann abgeschafft.“, amüsiert sich heute Bernd Köster.
Der erste große Höhepunkt war für Bernd Köster und Werner Wiens das „Hanse-Heimatfest“ im Jahr 1985. Die Stadt Herford stiftete für das Fest eine riesige Kirmes-Orgel, die auf dem Marktplatz stand und das Fest hatte bereits an Attraktivität deutlich zugenommen. „Die Stimmung beim Hanse-Heimatfest ist unvergesslich!“, schwärmt Bernd Köster. 1988 wurden dann sogar Ritterspiele und ein Rittermahl im Kardinal von Galen Park veranstaltet.
Vom Überschussgeschäft zum Zuschussprojekt
Damals konnten mit dem Heimatfest noch Überschüsse erwirtschaftet werden – heute nahezu undenkbar. Von diesen Heimatfest-Überschüssen wurde u. a. eine Halterner Immobilie mitfinanziert: das Fachwerkhaus „Spieker“ an der Grabenstiege – auch Heimathaus genannt. Außerdem flossen in den hölzernen Lippekran an der Hullerner Straße Gelder aus den Heimatfest-Einnahmen.
Heute ist die Situation eine andere. Sicherheitsvorschriften und Gesetze für Veranstaltungen haben die Kosten explodieren lassen. Das Heimatfest ist heute von externen Sponsoren abhängig: „Haltern Tut Gut e.V. ist ein wesentlicher Unterstützer des Heimatfestes. Mit den heimisch gestalteten Heimatfest-Bechern wird auch etwas Geld eingenommen.
Wir produzieren zum Heimatfest rund 12.000 Becher – die Hälfte davon behalten die Leute als Andenken, wodurch das Pfand eine Einnahme für uns generiert. Aber im Wesentlichen tritt unser Verein mit einem fünfstelligen Betrag als Sponsor auf. Ich glaube, dass ohne unsere Unterstützung das Heimatfest in der jetzigen Form nicht mehr möglich wäre.“, so Toddy Geldmann, 1. Vorsitzender von Haltern Tut Gut e.V.
Das Heimatfest heute
Das Heimatfest hat sich seit seinen Anfängen deutlich von einem kleinen bürgernahen Fest zu einem großen Stadtfest gewandelt. Mit rund 80 Ständen im Gastro- und Eventbereich, 20 Ständen auf der Künstlermeile, 10 Ständen von Vereinen und 70 teilnehmenden Familien beim Kinderflohmarkt zog das Fest im Jahr 2024 rund 70.000 Besucher an.
Bekannte Musik-Acts für jeden Geschmack stehen heute mit im Fokus. Erst seit 2023 kam die Rundbühne im Park dazu, wo prominente DJs Technobeats auflegen. „Die Größe des Heimatfestes, so wie es jetzt ist, finde ich völlig ausreichend.
Ich würde mir jedoch für die Zukunft etwas mehr Atmosphäre wünschen. Beispielsweise durch weitere schöne Buden oder einem Handwerkermarkt.“, so Toddy Geldmann zur Zukunft des Festes.












