Das Hochwasserschutzprojekt „HaLiMa“ an der Lippe geht in die letzte Phase. Am Dienstag, 9. September, gaben Umweltminister Oliver Krischer und der Lippeverband den Startschuss für den letzten großen Bauabschnitt.
Der neue Deich auf der Südseite soll bis Ende 2027 fertiggestellt sein und künftig auch extremen Hochwasserereignissen standhalten, wie der Lippeverband mitteilt.
Start für letzten Bauabschnitt
Mit einer Machbarkeitsstudie begann das Projekt „HaLiMa“ (Haltern-Lippramsdorf-Marl) vor 20 Jahren. Seit dem ersten Spatenstich 2016 hat der Lippeverband große Teile des Hochwasserschutzes erneuert. Die Deiche auf der Nordseite sind fertiggestellt, nun soll der Bau eines 500 Meter langen neuen Deiches südlich der Lippe starten. Dieser rückt weiter ins Hinterland und schafft Platz für eine rund 60 Hektar große Aue, die künftig neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere bieten soll, wie der Lippeverband mitteilt.

© Hans Blossey/EGLV
Moderne Deiche für besseren Schutz
NRW-Umweltminister Oliver Krischer betonte, dass das Projekt Hochwasserschutz und Naturschutz auf besondere Weise verbinde. Ziel sei es, die Region widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels zu machen. Die neuen Deiche sollen künftig selbst einem Hochwasser standhalten, das statistisch nur alle 250 Jahre vorkommt.
Auch die Bauweise wurde angepasst: Die Höhe der Anlagen bleibt mit 13,5 Metern zwar gleich, durch flachere Böschungen fügen sich die Deiche jedoch besser in die Landschaft ein. Zudem soll das Flussbett der Lippe um fünf Meter angehoben werden, um den Fluss wieder als Flachlandgewässer herzustellen, wie der Lippeverband mitteilt.

Fortschritte im Norden, Neubau im Süden
Im nördlichen Abschnitt sind die neuen Deiche bereits auf 3,7 Kilometern Länge fertiggestellt. Dort wurde der alte Deich zurückgebaut, und die neue 42 Hektar große Aue entsteht bis Ende 2025. Der jetzt begonnene Bauabschnitt auf der Südseite umfasst weitere 18 Hektar Auenfläche. Rund 250.000 Kubikmeter Boden aus dem Rückbau des Altdeiches werden in das Flussbett eingebaut, um die Absenkung der Lippe auszugleichen, wie der Lippeverband erklärt.
Pumpwerke neu errichtet
Durch die Rückverlegung der Deiche mussten mehrere Pumpwerke neu gebaut werden. Im Norden ging das Pumpwerk Haltern-Meinken bereits 2018 in Betrieb. Im Süden ist das Pumpwerk Marl-Bonenkamp seit 2021 am Netz. Weitere alte Anlagen wie das Pumpwerk Bramkamp werden zurückgebaut, da sie künftig nicht mehr benötigt werden.

© Rupert Oberhäuser/EGLV
Finanzierung und Beteiligung der RAG
Die Kosten des Projekts belaufen sich auf 95 Millionen Euro. Getragen werden sie zu zwei Dritteln von der RAG Aktiengesellschaft und zu einem Drittel vom Land Nordrhein-Westfalen. RAG-Vorstand Michael Kalthoff erklärte, dass das Unternehmen damit seiner Verantwortung nachkomme, da die jahrzehntelange Steinkohlenförderung in der Region Folgen für den Hochwasserschutz gehabt habe.
Bedeutung für Haltern
Halterns Bürgermeister Andreas Stegemann hob hervor, dass die neuen Deiche bereits beim Hochwasser über Weihnachten 2023 und Neujahr 2024 ihre Belastbarkeit bewiesen haben. „Das nächste Hochwasser kommt ganz bestimmt. Mit den neuen Deichen und der vergrößerten Lippe-Aue sind wir gut für die Zukunft und die klimawandelbedingten Herausforderungen aufgestellt“, sagte er.
Mehr Aufenthaltsqualität an der Lippe
Neben dem Hochwasserschutz soll auch die Lippe als Naherholungsgebiet attraktiver werden. Geplant ist der Bau einer neuen Aussichtsplattform auf der Südseite, die voraussichtlich bis Mitte 2026 fertiggestellt sein soll. Von dort aus werde der Blick auf die neue Aue und das Kunstwerk „Wasserstände“ möglich sein. Außerdem solle die Plattform an die Römer-Lippe-Route angebunden werden, um Radfahrer und Spaziergänger noch besser einzubinden.
Ausblick
Das Projekt „HaLiMa“ ist Teil des Programms „Lebendige Lippe“ und soll dazu beitragen, die Lippe und ihre Auen ökologisch aufzuwerten. Bereits in Hamm, Datteln, Olfen und Wesel wurden ähnliche Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Für Haltern-Lippramsdorf soll der letzte Bauabschnitt nun den Hochwasserschutz langfristig sichern und gleichzeitig die Natur an der Lippe stärken.


