Ankommen, wohlfühlen und gestalten – so lässt sich die neue Aufgabe von Edgar Boer bei den Stadtwerken Haltern am See treffend beschreiben. Seit Januar 2025 ist der gebürtige Münsteraner technischer Geschäftsführer des Stadtwerks.
Mit Energie in die Zukunft
Inzwischen fühlt er sich angekommen und freut sich auf die anstehenden Aufgaben: „Es ist eine spannende und anspruchsvolle Herausforderung“, sagt der 61-Jährige. Die Verantwortung, die Gas-, und Stromversorgung in Haltern jeden Tag zuverlässig sicherzustellen, ist das Fundament – doch die Zukunft hält noch viel mehr bereit.
Klimaneutralität als zentrale Aufgabe
Vor allem der Wandel hin zur Klimaneutralität ist eine zentrale Aufgabe, die Boer gemeinsam mit seinem Team in den kommenden Jahren gestalten will. „Wir erleben einen deutlichen Trend weg vom Gas – gleichzeitig steigt der Strombedarf enorm“, berichtet er. Photovoltaikanlagen, Elektroautos und Wärmepumpen treiben den Verbrauch nach oben. „Da kommen wir punktuell an unseren Kapazitätsgrenzen. Der Ausbau unserer technischen Infrastruktur wird eine der bestimmenden Aufgaben der nächsten Jahre.“
Windkraft, Photovoltaik und Batteriespeicher im Fokus
Ein weiterer wichtiger Pfeiler: der Ausbau der Windenergie. „Wir stehen im engen Austausch mit Anlagenbetreibern, arbeiten an weiteren Anschlussmöglichkeiten und an neuen Projekten“, erklärt Boer. Auch große Freiflächen-Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher rücken zunehmend in den Fokus – Investoren zeigen Interesse, und Boer möchte diese Entwicklung „engagiert und im Sinne der Stadt“ begleiten.
Infrastrukturprojekte mit innovativen Ansätzen
Doch die Stadtwerke stehen nicht nur für Energie, sondern auch für Infrastrukturdienstleistung. Über ihre Tochtergesellschaft Flächenentwicklungsgesellschaft Haltern am See mbH plant das Unternehmen derzeit ein modernes Ärztezentrum in Bahnhofsnähe. Dort soll auch erstmals oberflächennahe Geothermie zum Einsatz kommen „Das ist ein spannender Ansatz, den wir weiterverfolgen wollen – allerdings ist die Umsetzung teuer und hängt stark von Förderprogrammen ab.“
Boer beobachtet deshalb die Investitionspläne der Bundesregierung genau. „Wenn Fördergelder bereitgestellt werden, könnte das nicht nur die Geothermie voranbringen, sondern auch beim Aufbau eines Wasserstoffnetzes helfen. Das würde auch energieintensive Unternehmen, wie die Quarzwerke, in Haltern stärken.“
Ein beruflicher Weg im Zeichen des Wandels
Seinen eigenen beruflichen Weg beschreibt Boer als „vom Wandel geprägt“. Nach dem Bergbaustudium in Aachen war er zunächst in England tätig und hat dort früh das Ende des Steinkohlebergbaus kommen sehen.
„Ich habe mich rechtzeitig neu orientiert.“ Über einen Zufall landete er bei Gelsenwasser – dort wurden Ingenieure mit Bergbau- und Wasserwirtschafts-Know-how gesucht. „Wasserwirtschaft hat ganz eigene Herausforderungen – anders als Strom oder Gas, aber ebenso faszinierend.“
Versorgungssicherheit trifft Klimaschutz
Nun gestaltet er in Haltern einen ähnlich großen Wandel: Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit müssen zusammengebracht werden. „Die Menschen wünschen sich günstige Energiepreise und zugleich eine CO₂-arme Wärmeversorgung – das ist eine komplexe Balance.“
Lokal verankert und sichtbar für die Bürger
Als lokaler Versorger setzen die Stadtwerke bewusst auf Verlässlichkeit und Präsenz vor Ort. „Wir können nicht der billigste Anbieter sein. Aber wir sind nah bei den Menschen und zeigen Engagement – ob im Sport, bei sozialen Projekten oder in der Kultur.“ Auch der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge gehört dazu: „Wir wollen den Wandel auch für die Bürger sichtbar machen.“
Fokus auf Ausbildung und Fachkräftegewinnung
Ein weiteres Herzensthema: die Ausbildung und Fachkräftegewinnung. „Wir brauchen motivierte junge Menschen, die Lust haben, Verantwortung zu übernehmen. Leider sind Studiengänge wie Elektrotechnik nicht gerade überlaufen – deshalb bieten wir Praktika an und pflegen enge Kontakte zu Schulen und Hochschulen.“
Das tägliche Geschäft als unsichtbares Rückgrat
Und bei all dem bleibt das tägliche Geschäft das Fundament: „Für die Menschen ist es selbstverständlich, dass Strom aus der Steckdose kommt und Wasser aus dem Hahn. Doch das ist jeden Tag harte Arbeit – ein Bereich, der oft im Hintergrund bleibt, aber extrem wichtig ist.“
Partnerschaft mit Gelsenwasser als Verbindung zur Vergangenheit
Besonders freut Boer sich über die gute Zusammenarbeit mit seinem früheren Arbeitgeber Gelsenwasser: „Wir installieren beispielsweise Hausanschlüsse für Gelsenwasser, und ich habe dort noch viele Kontakte – das ist eine schöne Verbindung.“
Klares Ziel: Verlässlichkeit und Nähe
Sein Ziel für die kommenden Jahre formuliert er klar: „Die Stadtwerke stehen für Verlässlichkeit – als Partner vor Ort. Wir sind da, wenn man uns braucht. Mit einem starken Team im Rücken freue ich mich darauf, diesen Weg mitzugestalten.“