Montagnachmittag, 14 Uhr zehn. Während die meisten noch an ihrer To-do-Liste tüfteln oder sich zum dritten Mal fragen, wo eigentlich das Wochenende geblieben ist, sitzt Fabian Roos mit einem doppelten Espresso vor mir. Schwarz, ohne Zucker. Und mit einem so strahlenden Lächeln, dass ich das Gefühl habe, der Tag ist jetzt offiziell gerettet.
Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Drei Worte, um sich selbst zu beschreiben? Fabian überlegt keine Sekunde. Herzlich. Kinderfreundlich. Leidenschaftlich. Und nach zwei Minuten im Gespräch denke ich mir, genau so ist er auch. Einer, der lieber macht als plant. Einer, der lieber fragt, ob man schon schwimmen kann, als zu diskutieren, warum man es noch nicht tut.
Vom Wartelistenkind zum Wasserflüsterer
Die Liebe zum Wasser begann früh. Mit fünf lernte er schwimmen, mit sieben hatte er Gold. Und mit acht stand er auf der Warteliste des Schwimmvereins. Zwei Jahre lang. Als er endlich dran war, wollte er erst gar nicht hin.
„Ein halbes Jahr muss er machen“, hieß es. Daraus wurden viele Jahre, viele Bahnen, viele Freitage. Und irgendwann kam der Moment, an dem er wusste: Das Wasser ist mein Element.
Gelernt hat er schwimmen genau dort, wo er heute selbst unterrichtet. Im Aquarell, dem Hallenbad in Haltern am See. Ein Ort, an dem für ihn alles begann.
Einfach mal Ja sagen
Mit zwölf fragte man ihn, ob er Geflüchteten Schwimmen beibringen wollte. „Ich habe einfach ja gesagt“, erzählt er. Ohne Erfahrung, aber mit Bauchgefühl. Und es funktionierte. Drei Jahre lang. Später kamen Ferienkurse dazu, dann Privatstunden. Wieder sagte er ja. Und plötzlich war er den ganzen Sommer im Wasser. Von morgens bis abends. Und glücklich dabei.
Paw Patrol rettet das Tauchtraining
Nach dem Abitur wollte er eigentlich nach Australien oder Neuseeland. Doch dann kam Corona. Die Fernreise fiel ins Wasser – aber er blieb dem Wasser treu. Im Aquarell gab er weiter Kurse, die immer beliebter wurden.
Und als eines Tages das Tauchen einfach nicht klappen wollte, kam die Idee mit den Paw Patrol-Tauchstäben. Die Wirkung? Magisch. Was vorher nach Pflichtübung roch, wurde plötzlich zur Heldenmission unter Wasser.
Das Wasser als Spiegel der Seele
„Wenn du verkrampft bist, kämpft das Wasser gegen dich. Bist du ruhig, trägt es dich.“ Für Fabian ist Wasser nicht nur Bewegung, sondern ein Spiegel. Er sieht, wie Kinder wachsen, wenn sie ihre Angst verlieren. Wie Eltern gerührt sind, wenn ihr Kind mit stolzer geschwellter Brust das Seepferdchen zeigt.
Eine Krone im Schwimmbecken
Humor hat er auch. Er erzählt von einem kleinen Geburtstagskind, das mit pinker Krone zum Schwimmen erschien. Ganz selbstverständlich. Ganz stolz. Und wer schon mal versucht hat, mit einer Krone elegant durchs Wasser zu gleiten, weiß, dass das kein leichtes Unterfangen ist. Überhaupt, Kinder.
„Die erzählen so viel Quatsch. Aber so ehrlichen, schönen Quatsch. Die sind einfach Kind.“ Und genau das liebt er. Er sieht, wenn ein Kind sich klein fühlt. Und hilft ihm, sich groß zu machen. Selbstbewusst. Stark. Und manchmal auch ein bisschen wie ein Delfin.
6 Tiere, ein Löwe und eine Mission
Fabian ist nicht nur Schwimmlehrer. Er ist auch Buchautor. „Mitten in der Nacht kam mir die Idee“, sagt er. Und erzählt vom Löwen, der mit Krone schwimmen lernen will. Der Löwe begibt sich auf eine Abenteuerreise, begegnet sechs anderen Tieren, die für verschiedene Kindertypen stehen – und findet am Ende das, was viele am Anfang nicht für möglich halten: Sicherheit im Wasser.
Sein Kinderbuch ist mehr als eine Geschichte. Es ist ein Konzept. Eine Vision. Fabian will, dass ganz Deutschland damit schwimmen lernt. Spielerisch. Kindgerecht. Und mit einer ordentlichen Portion Magie und Herz.
Mit Leidenschaft über den Beckenrand hinaus
Wenn Fabian nicht im Wasser ist, joggt er am See. Trifft Freunde. Oder denkt über neue Kurse nach. Senioren-Wassergymnastik. Schwimmabzeichen für Geduld bei Eltern. Oder vielleicht der nächste Band des schwimmenden Löwen. Wer weiß.
Einladung an alle
Seine Botschaft an Haltern? „Geht schwimmen. Nehmt die mit, die es noch nicht können.“ Denn bei Fabian ist jeder willkommen. Ob klein, groß, schüchtern oder wild. Hauptsache, man hat Lust aufs Wasser. Und vielleicht auf ein kleines Abenteuer mit Krone, Ideen und ganz viel Herz.











